Best of 2021: Musik und Filme – und Spidey

Hier in alter Tradition ein paar Blicke zurück. Mein Album des Jahres kommt eindeutig von der Rapperin Little Simz, schwer war bei derart vielen Hits von ihr nur, einen einzelnen Song auszuwählen. Wobei es auch großartige neue Sachen von The War on Drugs und Sam Fender gab. Letzterer hat im Rennen um das beste Bruce Springsteen-Album, das nicht von Springsteen ist, für mich übrigens knapp gewonnen – vor den ebenfalls starken Alben von Bleachers und den Killers. Bei Songs wie «In A Car Outside» und vor allem «Quiet Town» fühlte ich mich sofort nach Grady zurückversetzt.

An langen Pandemie-Tagen hatte ich ansonsten mal meine Never-Ending-Playlist der Jahres-Lieblingslieder ausgebaut. Es finden sich bei 2021 noch weitere Favoriten von DARKSIDE, Sufjan Stevens, Danger Dan, Sharon van Etten oder das vielleicht beste Cover von „Smells Like Teen Spirit“, und danach folgen immer weiter die Hits der vergangenen Jahre – bis 2001 zurück. Eine chronologisch umgedrehte Reise in die musikalische Vergangenheit also, am Ende landet man bei einem Song aus dem ersten Album der Strokes:

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Einer der Tracks des Jahres war für mich auch «That Funny Feeling». Hier interpretiert von Phoebe Bridgers, aber im Original von Bo Burnham – aus seiner tragikomischen Netflix-Dokumentation INSIDE, die ich sehr empfehlen kann.

Ich muss leider zugeben, dass ich Pandemie bedingt sonst viele Filme (noch) nicht gesehen habe, gerade kleinere aus dem Indie-Bereich. Fabian etwa, Spencer, Hand of God und Drive My Car, auf die ich mich alle sehr freue. Immerhin schaffte ich es noch in den feinen The French Dispatch nach dem man festhalten muss: Die schönste Hommage an einen Wes Anderson-Film kommt noch immer von Wes Anderson selbst. Auch Nebenan hat mir sehr gefallen, ebenso Nomadland, ein filmisches Denkmal für Frances McDormand.

Ansonsten schaute ich 2021 vor allem Blockbuster wie No Time to Die im Kino, die ich noch weniger gern auf dem Laptop ansehe als Indie-Filme. Und während ich Dune stark inszeniert und bildgewaltig, aber in der Charakterzeichnung etwas blass empfand, Steven Spielbergs Version von West Side Story sehr mochte, mich bei House of Gucci überraschend gut amüsierte, trotz trashiger Soap-Anleihen und teils schlimmem Overacting (Jared! Leto!), und über Matrix: Resurrections freundlich den schwarzen Trenchcoat des Schweigens legen würde (obwohl ein paar Meta-Anspielungen zu Beginn ziemlich schlau waren), war es mein alter Freund Spider-Man, der mich in diesem Fach am meisten begeisterte. Der mir sogar das schenkte, was ich bei Star Wars seit der Kindheit vermisste: Einen Film, der den vielleicht mal hoffnungsvollen Jungen in mir in Einklang brachte mit dem inzwischen eher desillusionierten 37jährigen – und mich bewegt und glücklich aus dem Kinosaal entließ.

Zugleich muss ich gestehen, dass ich hier nicht objektiv sein kann, denn Peter Parker war immer mein liebster, persönlich wichtigster «literarischer» Held. Einer, dessen Geschichten und Probleme mir in schwierigen Momenten in der Kindheit und Jugend Trost, Geborgenheit und auch Identifikation spendeten. Insgeheim sind deshalb viele Protagonisten, die ich selbst geschrieben habe, Variationen meiner eigenen damaligen Gefühle und eben auch dieser Figur. Wobei ich mit «Hard Land» vielleicht so nah an beidem dran war wie noch nie. So gibt es nun zufällig, aber auch passenderweise in No Way Home zwei, drei Szenen, die so ähnlich auch im Buch waren, etwa der Held, der vor dem Betreten eines Ladens nervös seinen Namen laut ausspricht, oder die letzte Szene mit ihm und der Mutter.

Spider-Man 2 mit Tobey Maguire wird wohl trotzdem mein Lieblingsfilm mit dieser Figur bleiben, aber No Way Home war in manchen Momenten nah dran. Denn in diesem Teil wurde – anders als bei den für mich deutlich schwächeren bisherigen Marvel-Ablegern – nicht das MCU auf Kosten von Spider-Man ausgebaut, sondern nicht weniger als die Seele von Peter Parker erforscht. Es gab Momente im Kino, die mich deshalb mitrissen; vor allem im dritten Akt (keine Spoiler, aber das war schon ziemlich großartig, wenn man die Figur kennt und mag). Ja, es ist simples Blockbuster-Kino, schon klar, doch das Drehbuch war sehr clever, und dieser Film berührte den Erwachsenen in mir genauso wie das Kind oder den Jugendlichen. Am Ende galt nach dem Schauen das abgewandelte Kafka-Zitat: Spidey gesehen. Geweint. Und dafür bin ich in so einem eher schwierigen Jahr einfach dankbar.

Ein schönes Neues wünsche ich, und falls ihr mögt auch viel Spaß beim Hören der Lieder!