Es war ein schwieriges, oft bedrückendes Jahr, umso wichtiger an manchen Tagen die Ablenkung und der Trost durch Musik und Filme. Durch AFTERSUN von Charlotte Wells etwa, das die fragile Beziehung zwischen einem heranwachsenden Mädchen zu ihrem Vater schildert. Oberflächlich passiert in diesem Urlaub fast gar nichts, doch darunter fast alles, der Film beschäftigte mich noch lange. Stark auch HAND OF GOD, in dem Regisseur Paolo Sorrentino vom Glück und der Tragik seiner Jugend im Neapel in den 1980ern erzählt – für mich sein bisher schönstes, stimmigstes Werk. Der Oscargewinner CODA berührte mich ebenfalls sehr, und das nicht nur wegen der grandiosen Schauspieler*innen und einer der besten Szenen der letzten Jahre (die „stumme“ Vorführung).
Eigentümlich und schön waren für mich zudem C’MON, C’MON und DRIVE MY CAR, ebenso die Semidokumentation DER SCHNEELEOPARD. Paul Thomas Andersons’s neuestes Werk LICORICE PIZZA hatte eines der wohl hinreißendsten Leinwandpaare seit langer Zeit; eine so ungewöhnliche wie charmante Coming-of-Age-Geschichte im Valley der 1970er-Jahre. THE BATMAN überzeugte mich mit phantastischem Soundtrack, grandioser Kamera und Robert Pattinson in der Hauptrolle. Über das Drehbuch von TOP GUN: MAVERICK braucht man vielleicht keine Doktorarbeit schreiben, aber der Film machte mir einfach Spaß. Und ich gehöre auch zu denen, die EVERYTHING EVERYWHERE ALL AT ONCE großartig fanden. Was dort an wahnwitzigen Ideen, Twists und Bildern aufgefahren wurde, empfand ich als beeindruckend. Der Film war vielleicht kein Meisterwerk, aber clever und mehr als nur Entertainment; er war Deepertainment.
Das Album des Jahres kommt für mich erstaunlicherweise von den Arctic Monkeys. Erstaunlich deshalb, weil ich den ähnlich klingenden Vorgänger noch etwas prätentiös und langweilig fand. Ich weiß daher auch nicht, wieso, aber The Car bekam mich nun wie lange kein Album mehr. Die eigentümliche Melancholie von etwa There’d Better Be A Mirrorball, Mr Schwartz oder Perfect Sense berührte mich, beim Hören fiel ich immer tiefer in die Stimmung dieser Songs.
Obwohl ich nicht der größte Jazzexperte bin, fand ich die Alben von Nduduzo Makhathini und Binker and Moses grandios. Little Simz hat nach ihrem phantastischen Output vom letzten Jahr direkt nachgelegt und mich erneut begeistert. Und als alter Jamie T-Anhänger habe ich mich natürlich sehr über neue Songs von ihm gefreut.
Wie immer fiel mir die Auswahl auf 15 Titel für das Cover schwer, in der Infinity-Playlist dagegen sind rund 50 neue Songs vom letzten Jahr hinzugekommen. Man kann sie hier auf YouTube anhören oder hier auf Spotify. Die Playlist selbst reicht immer weiter zurück bis ins Jahr 2001.
Viel Spaß beim Hören und euch allen ein hoffentlich schönes, gesundes und unbeschwerteres Jahr!
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#deepertainment