Wieso man die AfD nicht wählen sollte

Morgen ist Wahl, und es steht zu befürchten, dass die AfD mehr Stimmen bekommt als in den Umfragen und drittstärkste Partei im Bundestag wird. Deshalb hat dieser schon mal auf Facebook geteilte Artikel leider nicht an Aktualität verloren.

 

Aber statt nun weiterzuschreiben, dachte ich, es wäre eine gute Idee, wenn drei Spitzenpolitiker der AfD einfach mal selbst sagen, wieso man ihre Partei auf keinen Fall wählen sollte:

 

ALEXANDER GAULAND, AfD-SPITZENKANDIDAT

„Man muss uns diese zwölf Jahre jetzt nicht mehr vorhalten, sie betreffen unsere Identität heute nicht mehr. Deshalb haben wir auch das Recht, uns nicht nur unser Land, sondern auch unsere Vergangenheit zurückzuholen.“

„Wenn die Franzosen zu Recht stolz auf ihren Kaiser sind und die Briten auf Nelson und Churchill, haben wir das Recht, stolz zu sein auf die Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen.“

(Beim Kyffhäuser-Treffen über die Nazizeit und die Wehrmacht)

„Ladet sie mal ins Eichsfeld ein und sagt ihr dann, was spezifisch deutsche Kultur ist. Danach kommt sie hier nie wieder her, und wir werden sie dann auch, Gott sei Dank, in Anatolien entsorgen können.“

(Bei einer Walkampfveranstaltung in Eichsfeld über die in Hamburg geborene SPD-Vizevorsitzende Aydan Özoğuz)

 

BJÖRN HÖCKE, FRAKTIONSVORSITZENDER AfD-THÜRINGEN

„Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat.“

(Bei einer Rede in Dresden über das Holocaust-Mahnmal, und im Folgenden:)

„Man wollte unsere Wurzeln roden. Und zusammen mit der dann nach 1945 begonnenen systematischen Umerziehung hat man das dann auch fast geschafft.“ (…) „Wir brauchen nichts anderes als eine erinnerungspolitische Wende um 180 Grad.“

 

ANDRÉ POGGENBURG, LANDESVORSITZENDER AfD-SACHSEN-ANHALT

„Linksextreme Lumpen müssen von deutschen Hochschulen verbannt werden.“ (…) „Helfen sie dabei, die Wucherung am deutschen Volkskörper endgültig loszuwerden.“

(Bei einer Debatte im Landtag)

„Ich steh zu jedem Wort! Das ist aber nicht NS- sondern einfach deutsche Sprache wie gegen Linksextremismus nötig.“

(dazu auf Twitter)

 

Um das mal festzuhalten: Das sind keine Hinterbänkler, sondern  die Gesichter ihrer Partei. Und so geht das immer weiter, von der Alice Weidel zugerechneten rassistischen E-Mail, bei der sie inzwischen nicht mehr von Fälschung spricht, über Beatrix von Storchs und Frauke Petrys Äußerungen zum Waffeneinsatz gegen Flüchtlinge an den Grenzen oder ehemalige Abgeordnete wie Wolfgang Gedeon, die antisemitischen Schriften verfassten, bis hin zu Jeanette Ihme, Mitglied des AfD-Landesvorstands im Saarland, die auf Facebook wünscht, Flüchtlingsboote am besten „samt Inhalt“ im Meer zu versenken und präzisiert: „Ja, das meine ich ernst. Ich habe keinen Bock auf diese kriminellen Schlepperbanden und genauso wenig auf ihre Kundschaft, die sich hier aufführt, wie die Primaten.“

Äußerungen wie die oben genannten sind keine Ausrutscher oder Zufall, sie zeigen die Denke in dieser Partei. Sie sind ein kalkuliertes Grenzen-Überschreiten mit anschließendem Pseudo-Zurückrudern, ein Hass säen und Stimmen ernten – bis die Gesellschaft angesichts all dieser Skandale irgendwann abgestumpft ist und solch eine rechte Rhetorik wieder salonfähig wurde. Und dann werden neue Tabus gesucht und gebrochen.

Das ist es, was man bekommt und wissentlich unterstützt, wenn man diese Partei am Sonntag wählt.

Und wie schön wäre es, wenn es anders käme, kein Kater am Montag, keine AfD als drittstärkste Kraft, und wenn deshalb auch diejenigen zur Wahl gehen, die eigentlich unentschlossen sind. Denn jede Stimme für eine andere Partei hilft im Zweifel gegen die AfD – und das ist nicht der schlechteste Grund, um wählen zu gehen.


Nachrtrag 1: eine Woche nach der Wahl und dem entlarvenden „Wir werden sie jagen und uns unser Land zurückholen“ von Gauland, wird immer klarer, was auf dem Spiel steht und worum es geht: Mitgefühl gegen den Hass, Toleranz gegen Engstirnigkeit, Zuhören gegen den Protest, Argumentieren gegen Parolen. Und ein lautes: Das ist nicht „euer“ Land! Denn so schlimm es sich anfühlt, dass 13 Prozent diese Partei gewählt haben – 87 Prozent haben es nicht getan.

Nachtrag 2: Eine Einschätzung zur AfD nach den Wahlen 2019 hier.